Wir werden immer wieder gefragt, warum in der Mühle nun ein Cafe ist.
Die Idee dahinter ist ganz einfach. Die Mühle befindet sich seit vielen Generationen (seit 1886) im Familienbesitz. Jede Generation hat sie stets modernisiert und unterhalten. Da seit 2013 nicht mehr gemahlen wurde und die Räume langsam verfallen sind, haben wir überlegt, wie wir eine sinnvolle Nutzung schaffen konnten und dabei das denkmalgeschützte Gebäude erhalten können.
Da es in Dalwigksthal schon immer sehr viele Gäste und Wanderer gab, jedoch keine Einkehr nach einer Wanderung im schönen Orketal, musste ein Cafe her. Eine heiße Tasse leckerer Kaffee und ein Stück Torte fehlten einfach.
So wurde mit viel Liebe zum Detail die Alte Mühle renoviert, restauriert, geputzt und gesaugt, Böden verlegt, Fenster geputzt , Decken geschlossen und und und. Und anschließend für die Öffentlichkeit hergerichtet. Nutzungsänderung beantragt, Brandschutz, das komplette Programm eben.
Das Cafe betreiben wir im Nebenerwerb. Wir opfern also unser freies Wochenende um unseren Gästen etwas ganz besonderes zu bieten und weil es uns einfach Spaß macht. Und es hat sich scheinbar gelohnt.
Dabei legen großen Wert auf regionale Produkte und verarbeiten daher nur hochwertige Lebensmittel.
Nach Möglichkeit frisch vom Hof und ohne Verpackung.
Unser Trinkgeld werfen wir in eine Spendenkanne und überweisen dies am Jahresende an eine gemeinnützige Organiasation.
Der Umsatz, welchen das Cafe abwirft, wird in den Erhalt der Mühle investiert, welche seit 2024 ein Kulturdenkmal ist.
Jeder Mühlenbesitzer hat den Anspruch das alte Kulturgut zu erhalten und zu pflegen.
Und da wir von Montag bis Freitag unserem eigenen Jobs nachgehen, Samstag etwas Zeit für Gartenarbeit, Arbeiten am Haus zu erledigen haben, gibt es das Mühlencafe eben nur sonntags. 😀💪🏻🥰
Glück zu
Euer Mühlenteam
So lange die alten Urkunden und Überlieferungen zurückreichen, hat es an der Orke bei Dalwigksthal Mühlen gegeben. Die gehörten früher – wie auch alle Ländereien – den Freiherren von Dalwigk zu Lichtenfels oder den Freiherren von Dalwigk-Kampf.
Die Getreidemühle auf dem Kampf Hof war noch bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges in Betrieb und wurde durch den Pächter des Gutes mit betreut. Als bei einem Hochwasser das Wehr fortgespült und die Mühle beschädigt wurde baute man sie nicht mehr auf. Auf den Hof Sand sind noch heute deutlich die Reste der Mühlengräben zu erkennen. Eine weitere Mühle, in der Gips oder Kalk gemahlen wurde, befand sich auf der gegenüberliegenden Seite von Gut Sand einige hundert Meter flussabwärts.
Nachdem die Sandmühle stillgelegt worden war, wurde in der Dorfmitte eine neue Mühle errichtet. Der erste Besitzer hat sich wohl mit dem Bau übernommen. Er geriet in finanzielle Schwierigkeiten und wanderte nach Amerika aus. Bis 1886 wechselte die Mühle drei Mal ihren Besitzer.
In jenem Jahr erwarb sie der Mühlenbauer und Müllermeister Carl Küstner, der in Braunschweig bei einer Mühlenbaugesellschaft beschäftigt war. Er kam mit einem Gesellen ins Orketal, um die bei einem Hochwasserbeschädigte Mühle zu reparieren. Das kleine Dorf in der „Waldeckischen Schweiz“ muss es ihm angetan haben. Er kaufte die Kornmühle, zu der noch eine kleine Sägemühle gehörte, und blieb gleich.
Carl Küstner war ein großer Tüftler und begeisterter Techniker, der gleich begann, die Mühle zu modernisieren. Die drei hölzernen Wasserräder wurden durch drei eiserne ersetzt. Die Mittel hierfür soll der Verkauf von sieben Hektar Land erbracht haben, die zur Mühle gehörten.
Am 19. April 1892 heiratet Carl Küstner die junge Witwe Luise Göbel, Tochter des verstorbenen Försters Ludwig Friedrich Klippstein und dessen Ehefrau Luise Wilhelmine, geb. Krauskopf. Deren Mutter war eine Schwester des St. Petersburger Industriellen Ferdinand Krauskopf (1819-1875), der aus Sachsenberg stammte und sich in Russland aus den bescheidensten Verhältnissen zum wohlhabenden Unternehmer emporgearbeitet hatte. Sein Sohn Ferdinand (1848-1923), der sich durch zahlreiche großzügige Stiftungen für wohltätige Zwecke im Waldecker Land Verdienste erworben hat, schenkte dem jungen Paar 10 000 Mark zur Hochzeit. Das war damals eine ungeheure Summe.
Das Geld bildete mit Sicherheit auch der Grundstock zur weiteren Modernisierung der Mühle. Nachdem der sehr trockene Sommer 1893 dazu zwang, den Betreib fast stillzulegen, ließ man aus England eine Dampfmaschine kommen, um nicht allein auf die Wasserkraft angewiesen zu sein. In den Jahren 1905/06 wurde die Bäckerei eingerichtet. 1912 kam eine kleine Ölmühle hinzugebaut. Eine Dynamomaschine versorgte die Mühle, Gut Sand und Burg Lichtenfels mit 220 Volt-Strom. Es liefen bereits Verhandlungen mit der Stadt Sachsenberg über die Lieferung von Strom, die aber nicht mehr zum Tragen kamen. 1920 wurden auch Sachsenberg und Dalwigksthal an das Überland Stromnetz angeschlossen. Die Dampfmaschine wurde nicht mehr benötigt und ausgebaut. Noch heute wird in der Mühle mit einer Turbine Strom für den Eigenbedarf erzeugt, und der Überschuss ins Netz des EWF geleitet. 1924 brannte die Kornmühle mit der Ölmühle und dem Wohnhaus vollständig ab. Nur die Bäckerei und die Ölmühle konnten weiter betrieben werden. Zu dieser Zeit hatte Carl Küstner seinem Sohn Erich die Mühle übertragen. Die Existenz der ganzen Familie stand auf dem Spiel. In der Verzweiflung fuhren Erichs Schwestern, Grete und Hanni, nach Berlin, um ihren Verwandten Adolph Müller, den Besitzer einer großen Akkumulatoren Fabrik und Vetter Ferdinand Krauskopf, um Hilfe zu bitten. Tante Grete, die ihren Lebensabend in Dalwigksthal verbrachte, hat ihrem Großneffen Reinhold Küstner oft davon erzählt, wenn er die alte Dame besuchte. Der Bittgang war nicht vergeblich. Mit 30 000 Mark hat er den Dalwigksthaler Verwandten geholfen, dass sie die Mühle wiederaufbauen konnten.
Die Mühle war bei weitem der größte Betrieb in Dalwigksthal. Bilder von Betriebsausflügen aus den 30 er Jahren und aus der Nachkriegszeit zeigen, dass hier 20 bis 30 Menschen beschäftigt waren.
Schon in den 30 er Jahren und nach dem Krieg bis etwa 1951/52 musste das Brot, das in großen Mengen nach Hagen geliefert wurde, an die Bahn gebracht werden.
Als viele Arbeitskräfte eingezogen waren, bekamen die Bäckerei und die Mühle sechs bis acht französische Kriegsgefangene zugewiesen, die nachts in einem Lager im Dorf schliefen. Es war ein glücklicher Zufall, dass einer von ihnen Bäcker war und fließend Deutsch sprach.
Nach dem Krieg kamen zahlreiche Flüchtlinge ins Dorf, von denen viele in der Mühle und der Bäckerei Arbeit fanden.
Viele Menschen erinnern sich auch noch an die Bucheckernzeit. Damals gab es für 10 Pfund Buchenkerne, einen Liter Öl. Die Menschenschlange, die in Rucksäcken und Taschen Bucheckern in die Mühle brachten, reichte manchmal bis zur Gastwirtschaft.
Um 1950 wurden die früheren Schachtturbinen durch neue freistehende Turbinen ersetzt und der Betrieb auf Kraftstrom umgestellt. Ölmühle und Sägemühle wurden stillgelegt und die Bäckerei erheblich vergrößert. Bis 2013 arbeiteten dort 15 Mitarbeiter, Brot und Brötchen wurden in vier Läden und in 20 Ortschaften geliefert.
Quelle: Waldeckische Landeszeitung vom 4. August 2001 (Ursula Wolkers)